Was ist ein Trauma?


Es gibt vielfältige Varianten von Traumata. Allgemein spricht man dann von einem Trauma, wenn eine Person in der Vergangenheit ein oder mehrere Ereignisse erlebt hat, die mit einem enormen Stress und Gefühl von Hilfslosigkeit verbunden waren, und die noch heute im hier und jetzt als belastend erlebt werden.

Was für eine einzelne Person als Trauma erlebt wird, ist sehr individuell. So kann ein und dasselbe Ereignis für eine Person traumatisierend wirken, auf eine andere Person hingegen nicht. Auch das Miterleben eines belastenden Ereignisses oder das Wissen, das einer geliebten Person, etwas Belastendes geschieht, kann auf Menschen traumatisierend wirken.

Psychische Traumatisierung im Kindesalter kann als eine das Kind in seiner psychischen Entwicklung überfordernde Lebenserfahrung verstanden werden, der es wehrlos, hilflos und unentrinnbar ausgeliefert ist. In einer solchen Situation überfluten starke innere und äußere Eindrücke die kindliche Wahrnehmung. Kinder haben weniger Möglichkeiten als Erwachsene, belastende Erfahrungen psychisch abzuwehren und zu bewältigen. Situationen, die für Erwachsene noch angemessen und vielleicht sogar besonders erregend sind, können möglicherweise die Psyche eines Kindes bereits überfordern und überfluten.
(nach Oliver Schubbe: EMDR in der Therapie psychisch traumatisierter Kinder (1997))


Was sind die Symptome eines Traumas?

Die häufigsten Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist das ungewollte und unkontrollierbar scheinende Wiedererleben des Traumas (Intrusionen/ Flashbacks), ein Vermeidungsverhalten in Bezug auf Dinge, Orte, Personen etc., die an das Trauma erinnern könnten, sowie körperliche Stress-Symptome wie z.B. Übererregung, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen, starke Ängste. Diese Symptome können erstmalig bis zu einem Jahr nach dem belastenden Ereignis auftreten und über Jahre hinweg andauern.

Kinder bilden im Verlauf ihrer Entwicklung nach und nach kognitive Schemata, in welche sie neue Erfahrungen aufnehmen und einordnen, die sie aber auch erweitern und ergänzen können. Traumatische Erinnerungen überfordern die altersgemäße Fähigkeit des Kindes, neue Eindrücke in symbolische und sprachliche Schemata einzuordnen, z.B. in das Realitätsschema (Zu wissen: "Es ist wirklich passiert"), ins Selbstbild ("Ich war es, dem es passiert ist") oder ins Zeitschema ("Es ist vorbei"). Besonders schwer können Kinder die Verantwortung für die Traumatisierung richtig zuordnen. Bei Traumatisierungen durch Familienmitglieder führen Gefühle wie Scham, Schuld, Wut und Rachegefühle zum Konflikt mit der Loyalität gegenüber der Familie und dem Grundgefühl der Zugehörigkeit.

Erfahrungen und Umgebungsreize zum Zeitpunkt des Traumas konnten aufgrund der starken sinnlichen Überreizung nicht differenziert im Gedächtnis verarbeitet und gespeichert werden. Somit wurden auch nebensächliche Details wie z.B. Tapetenmuster, Farben oder bestimmte Gerüche an die Angsterfahrung gekoppelt mit der Folge, daß nun jeder solche Reiz schon alleine die gesamte Angstreaktion auslösen kann. Eine solche Gefahrreaktion äußert sich in Impulsen zu aggressivem (Verteidigungsreaktion), vermeidendem (Fluchtaktion) und reflexhaft gelähmtem Verhalten (Todstellreflex) und ist fast immer von physiologischen Streßerscheinungen begleitet. Häufige Streßreaktionen des Körpers ohne reale Gefahr irritieren das Vertrauen des Kindes in seine Körperwahrnehmung und seine Gefühle.
Die Entwicklung der Fähigkeit, tiefe Gefühle differenziert auszudrücken, ist bei traumatisierten Kindern oft behindert: Schwierigkeiten, Gefühle in Worte zu übersetzen, behindern die Flexibilität des Handels und Reagierens und fördern Impulshandlungen.

Der Verlust der Fähigkeit, die Intensität von Gefühlen und Handlungsimpulsen zu kontrollieren, ist für Kinder die weitreichendste Folge traumatischer Belastungen. Wenn die innere Selbstregulation nicht ausreicht, den emotionalen Zustand erträglich zu machen, versuchen Kinder, diesen mit Hilfe von äußerem Verhalten zu regulieren. Hierzu zählen aggressive und selbstschädigende Handlungen, Eßstörungen und Sucht.
Schon eine einmalige Traumatisierung gefährdet frisch bewältigte und nachfolgende Entwicklungsschritte, und zwar nicht nur direkt, sondern in Interaktion mit der sozialen Umgebung und den Lebensverhältnissen, z.B. mit familiären und sozialen Erwartungen, die auf die innerpsychische Entwicklung zurückwirken.

Mögliche Symptome einer Traumatisierung:
- Schlafstörungen
- Albträume
- ständig wiederkehrende, ungewollte, belastende Erinnerungen (flashbacks)
- Erinnerungslücken
- Depressionen
- Angstzustände
- Nervosität
- Konzentrationsschwäche, Erschöpfung
- Übererregbarkeit, Reizbarkeit
- Vermeidungsverhalten, sozialer Rückzug, Interessenverlust, Isolation
(nach Oliver Schubbe: EMDR in der Therapie psychisch traumatisierter Kinder (1997))



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